Support: Deckchair Orange
Was passiert, wenn eine der vielversprechendsten englischen Bands der Stunde ihr Schlagzeug und Bassgitarre zu Hause lassen und dafür Kontrabass und Violine mit im Gepäck haben? Was genau passiert, kann man nur erahnen bzw. den unzähligen, überschwänglichen Presseberichten entnehmen. Überzeugen soll man sich davon aber am besten selbst.
Ein Kammerquintett für moderne Songs das schwebte den beiden Gründern von The Miserable Rich vor. Die Band tritt mit Cello, Violine, Kontrabass und Gitarre vor ihr Publikum, dafür fast ohne Schlagzeug und Bassgitarre.
Aber keine Angst, hier kommt nicht noch so eine von diesen Andachtscombos oder einschläfernden „Quiet is the new Loud“-Strebern. Sonst hätte James de Malplaquet niemals eine derart wunderbare Säuferhymne wie „Pisshead“ geschrieben. Ihre altehrwürdigen Instrumente verwenden sie in der Manier altehrwürdiger Briten, die schon vor 40 Jahren wussten, dass man auch mit alten Geigen und ohne die klassische Instrumentierung neue und sogar aufregende Musik machen kann. Wer da an Lambchop denkt, liegt nicht ganz falsch, wer an John Mayall und seine Akustikausflüge wie auf „The Turning Point“ denkt, ist – vor allem stimmlich – noch dichter dran. Aber auch Patrick Watson ließe sich zum Vergleich heranziehen.
Folk ist dabei, Blues wird dezent darüber gestreut, und vor allem Originalität und Musikalität sind die Zutaten der Wahl. Denn das alles klingt überhaupt nicht verstaubt, sondern kommt frisch aus der Britpop-Küche. Nur eben ohne die ewige gleichmachende Bratzgitarre und das übliche Rotzschlagzeug.
Kammermusikalische Einfälle, kompositorische Perlen, stimmliche Vielfalt und viel Humor are the new Avantgarde. Merkt Euch das!
Eröffnet wird der Abend von Deckchair Orange, die mit ihrer aktuellen, selbstbetitelten Veröffentlichung eine Standortbestimmung für Pop aus dem Land mit dem A abseits der „jungen Österreicher“ abliefern.